Carolinensiel - Ostfriesland

Wer Urlaub in Ostfriesland macht, lernt einen besonderen Menschenschlag kennen und muss sich darauf einstellen, dass an jeder Straßenecke ‚plattdütsch‘ gesprochen wird. Gerade in Ostfriesland wird viel Wert auf die eigene Sprache gelegt und darum parlieren die Alten wie die Jungen ganz selbstverständlich in ihrem eigenen Dialekt. Das ist so, weil der Ostfriese von Hause aus stur, maulfaul und eigensinnig ist. Freundschaften schließt er nur schwer, weil sie hoch bewertet werden. Allerdings sind sie so gastfreundlich wie kaum ein anderes Volk und da ein Ostfriese immer ehrlich ist, ist auch diese Gastfreundschaft ehrlich gemeint, was jeder Besucher an den Köstlichkeiten sehen kann, die dem Besucher nur zu gern aufgetischt werden.

Die Teezeremonie ist heilig

Wo ein Gast auch in ein Ostfriesenhaus kommt, steht auf jeden Fall schon der Teekessel auf dem Herd und er wird umgehend auf eine Tasse Tee eingeladen. Aber hier geht es nicht darum, einen Teebeutel in Teeglas zu hängen und einfach heiß Wasser drauf. Der Ostfriesentee wird sorgfältig aus den Blätterspitzen der weltbesten Schwarztees zubereitet und muss so stark sein, dass der Löffel von allein drin stehen kann. Der Tee wird mit gerade aufgekochtem Wasser aufgebrüht und zieht für ein paar Minuten durch. Danach werden die Blätter entweder entfernt oder beim Eingießen ausgesiebt.

Was ist Ostfriesentee?

Die Ostfriesen trinken statistisch gesehen weitaus mehr Tee als selbst die Engländer oder Chinesen und sie gelten zu Recht als Experten auf diesem Gebiet. Daher darf ein echter Ostfriesentee auch nur aus einer sehr kräftigen und einzigartigen Mischung von maximal 20 Teesorten bestehen. Hierfür werden vor allem die kräftigen Assam Tees verwendet. Es werden aber auch Teesorten aus Afrika und Sri Lanka verwendet und Java, Darjeeling und Sumatra-Tees können den vollmundigen Geschmack abrunden. Da die Qualitäten der Ernten durch Wetter- und Umweltbedingungen schwanken, wird der Echte Ostfriesentee jedes Mal neu aus diversen Teesorten gemischt, um das hohe Qualitätsniveau zu gewährleisten.

Erst Kluntjes in die Tasse

Ostfriesentee wird traditionell mit Kluntjes, also Kandiszucker, und mit Teerahm, einer extra fetten Sahne getrunken. Dabei gehört erst der Kluntje, dann der Tee und zuletzt der Teerahm in die Tasse, damit die Sahne Wölkchen im Tee bildet. Die Sahne vor dem Tee in die Tasse zu geben wäre ein Frevel genauso wie den Tee mit einem Löffel umzurühren. Denn zunächst wird der bittere, starke Tee vom Rand getrunken und dann der sahnige Teil bevor der gesüßte Tee von unten den Gaumen erreicht. Undenkbar ist es auch, die Teekanne nach dem Teetrinken auszuwaschen. Sie wird nur ausgespült, damit die Kanne nicht ihren echten Teegeschmack verliert. Das mag komisch klingen, macht aber für echte Teekenner wie die Ostfriesen einen gewaltigen Unterschied. Darum darf auch eine Teekanne nie für die Zubereitung von Kaffee genutzt werden, denn der Kaffeegeschmack bleibt in der Teekanne haften und verdirbt den nächsten Tee, der eingefüllt wird.

Ostfriesen mögen es üppig

Kräftig wie der Westwind muss auch eine Mahlzeit an der Küste sein und daher gibt es zum Tee sowohl Sahnetorte, gern mit Rumrosinen, oder auch Kuchen mit dicken Baiserschichten. Kekse sind obligatorisch und in den Nachmittagstee kann auch schon mal ein guter Schluck Rum wandern. Wer sich wirklich nicht für den Tee der Ostfriesen erwärmen kann, sollte nach einer ‚Toten Tante‘ fragen. Er bekommt dann einen heißen Kakao mit einem Schuss Rum und einer mächtigen Sahnehaube oben auf. Auch der ‚Pharisäer‘, ähnlich der Toten Tante nur mit Kaffee statt Kakao, wird gern von den Ostfriesen nach einem langen Spaziergang am Deich zu sich genommen.

‚Een gooden Sluck mutt her‘

Nach einem so umfangreichen Tee oder einer anderen Mahlzeit muss unbedingt der Magen wiederbelebt werden und da greifen die Ostfriesen gern zu ihren einheimischen Spezialitäten. Die leicht säuerlich-bitteren Beeren des Sanddorns lassen sich mit Hilfe von Vanille, viel Kandis und weißen Rum zu einem köstlichen, einzigartigen Likör verarbeiten, der den perfekten Abschluss eines guten Essens bildet. Allerdings kann ein eisgekühlter Küstennebel nach einem kräftigen Mahl wie Krustenbraten, Rotkohl und Klößen schon Platz im Magen für den Nachtisch schaffen. Der Küstennebel Likör wird vom Geschmack des Sternanis geprägt und wird in speziellen Gläsern serviert. Aber die wohl längste und urigste Tradition weist der Friesengeist auf. Hierbei handelt es sich um einen hochprozentigen Kräuterlikör, der aus Kornschnaps und einheimischen Kräutern besteht, und auf einem Löffel serviert wird. Der Gastgeber geht von Gast zu Gast, füllt den Löffel und zündet den Schnaps an, worauf der Trinkspruch: ‚ Wie Irrlicht im Moor, flackert’s empor, lösch aus, trink aus, genieße leise auf echte Friesenweise, den Friesen zur Ehr vom Friesengeist mehr.‘ erklingt.

Köstlichkeiten aus Ostfriesland

Obgleich den Gästen selten auf Anhieb eine ostfriesische Spezialität einfällt, so gibt es doch reichlich davon in Weser-Ems-Region. Wer sich nicht glaubt, sollte einfach nur nach regionalen Schinken fragen, denn rohe und gekochte Schinken werden hier in besonders hoher Qualität hergestellt. Landestypisch für die Ostfriesen ist der Schweinebraten, den er entweder gern als Krustenbraten oder als Snirtje-Braten, eingelegte Stücke vom Schweineschinkenbraten, serviert. Die Ostfriesen lieben es deftig und daher werden gern Pfannkuchen mit viel Speck, Speck-Pannkoken, gegessen. Wichtig ist aber auch Granat, dass der Nicht-Ostfriese als Nordsee-Krabben kennt. Echte Ostfriesen kaufen sie frühmorgens fangfrisch vom Kutter und puhlen sie dann Zuhause selbst aus, was für einen ungeübten Gast recht mühsam werden kann. Daher gibt es auch bereits gepuhlte Krabben in den Läden zu kaufen. Krabben oder Granat werden hier gern mit Schwarzbrot und einem Spiegelei obendrauf serviert.

Fisch direkt aus der Nordsee

Ähnlich verhält es sich mit dem Matjes, der ebenfalls in der Matjes-Saison mit Pellkartoffeln oder als Fischbrötchen serviert wird. Der Matjes ist eigentlich ein zwischen Mai und Juni gefangener Hering, der in einer Lake mit Zwiebelringen eingelegt wird. Kenner schätzen ihn verschiedenen Variationen wie beispielsweise in Sahne eingelegt. Jeder Besucher sollte auch einmal den Räucheraal probieren, der überall in der Region angeboten wird und zu dem immer ein kräftiger Schnaps getrunken wird. Als Delikatesse gilt auch Brataal. Dabei handelt es sich um ‚grüne Aale‘, das sind besonders junge Aale, die gesäubert, in Mehl gewendet und dann ausgebraten werden. Dazu gibt es Buttersoße und Petersilienkartoffeln.

 

Die fünfte Jahreszeit: Grünkohltied

Wer einmal ab November in Ostfriesland Urlaub macht, sollte unbedingt die vielleicht wichtigste Ostfriesische Spezialität probieren: ‚Kohl und Pinkel‘. ‚Kohl und Pinkel Fahrten‘ sind ein liebgewonnene Tradition in diesem Landstrich und werden nur in der kalten Jahreszeit zelebriert. Dazu treffen sich ganze Familienclans, Vereine, Freundeskreise oder auch Arbeitskollegen, um eine klassische ‚Kohl-Fahrt‘ zu feiern. Weder Frost noch Eis- oder Schnee sind dafür ein Hinderungsgrund, denn während die Gruppe eine festgelegte Strecke durch das Land spaziert, wobei ein Strauchbesen geworfen wird, gibt es dank des mitgeführten Bollerwagen reichlich Schnaps und dergleichen zu trinken. Das Ziel der Fahrt die festlich gedeckte Tafel auf gekochter, herzhaft abgeschmeckter Grünkohl mit Pinkel, einer geräucherten Grütz-Fleischwurst, Kochmettenden, Kassler Braten und Kasslerbauch inklusive Unmengen von Brat oder Salzkartoffeln serviert wird. Wer unter seinem Stuhl einen Grünkohl-Strunk findet, wird zum Grünkohlkönig des Jahres ernannt.

Ostfriesland ist mehr als Wattenmeer

Urlaub in Ostfriesland ist mit keinem anderen Landstrich zu vergleichen, allein die Bewohner dieser Küstenregion sind eben echte Originale. Sie sind sturmerprobt und strahlen daher eine beruhigende Gelassenheit aus. Das weite, flache Land ist ideal für Rad- und Wandertouren durch die Region und überall gibt es preiswerte Unterkünfte, wobei es auch in fast jedem Ort ein günstiges Heuhotel gibt. Auch die Melkhuses sind überall zu finden und hier kann jeder einkehren und die regionalen Erzeugnisse direkt vom Bauernhof genießen. Ein beständiger Seewind macht auch besonders heiße Sommertage erträglicher und wer die Möglichkeit hat, sollte unbedingt einen Tag auf dem Meer verbringen. Es gibt zahlreiche Sehenswürdigkeiten und Urlaubsorte, die ihren Besuchern alles bieten können, was diese sich wünschen. Zudem lohnt es sich, auch eine kulinarische Entdeckungsreise in der Heimat der Ostfriesen zu unternehmen.

Wattwanderungen ein unvergessliches Erlebnis im Weltnaturerbe Wer an Ostfriesland denkt, denkt automatisch auch an das Wattenmeer. Dieses einzigartige Naturphänomen zieht jedes Jahr zahlreiche Besucher aus aller Welt an und begeistert mit seiner faszinierenden Flora und Fauna. Eine Wattwanderung ist hierbei ein absolutes Muss für jeden Aktivurlauber, man benötigt jedoch gute Sport SchuheSchnäppchen im Freizeitbereich, sind immer wieder möglich, bei genauer Rercherche. Die Wanderungen sind nicht nur sehr lehrreich, sondern auch ein unvergessliches Erlebnis, bei dem man die Natur hautnah erleben kann. Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer wurde 2009 zum Weltnaturerbe erklärt und bietet somit eine einmalige Kulisse für diese Unternehmung. Erfahrene Wattführer begleiten die Gruppen durch das Watt und erklären dabei alles Wissenswerte über die Natur und ihre Bewohner. Durch das Gehen auf dem Meeresgrund bekommt man einen völlig neuen Blick auf die Landschaft und fühlt sich eins mit der Natur. Ein besonderes Highlight ist es, wenn man während der Wanderung Seehunde oder andere Tiere des Wattenmeeres zu Gesicht bekommt. Eine Wattwanderung ist also nicht nur eine sportliche Herausforderung, sondern vor allem auch ein Erlebnis für alle Sinne.

Ostfriesen haben viel Humor

Obgleich die Ostfriesenwitze behaupten, dass dieses Völkchen besonders dumm ist, so sind die Ostfriesen ein Menschenschlag mit einem besonderen Humor. Sie finden immer was zum Schmunzeln und haben auch in den harten Zeiten nie ihren eigenen Humor vergessen, der fast philosophisch anmutet. Und sie wissen um die Schönheit ihrer Landschaft, die sich dem Betrachter schnell erschließt. Dabei ist Ostfriesland nicht nur im Frühjahr oder in den Sommermonaten ein beliebtes Reiseziel. Immerhin Touristen zieht es auch in den Herbst- und Wintermonaten an die Küste, wo er dieses einzigartige Land von seiner rauen und seiner zauberhaft stillen Seite kennenlernen kann. Zudem gibt es an der Nordsee kein unpassendes Wetter, sondern lediglich unangemessene Bekleidung, die eben an die jeweiligen Wetterverhältnisse angepasst wird. Denn mit der passenden Jacke machen auch Wind und Wellen Spaß.